Der Girls‘ Day ist eine Aktion, die mir seit vielen Jahren besonders am Herzen liegt. Der bundesweite Mädchen-Zukunftstag bietet Schülerinnen ab der 5. Klasse die Möglichkeit, Frauen kennenzulernen, die in Politik und Wirtschaft Verantwortung tragen. Oder sie können in Berufe in IT, Handwerk oder Naturwissenschaften hineinschnuppern, die immer noch öfter von Männern ausgeübt werden. Bei uns im Abgeordnetenhaus erleben sie im direkten Gespräch weibliche Vorbilder und dürfen alle Fragen stellen, die ihnen im Kopf herumgehen.
Ich habe mich sehr gefreut, dass nach über zwei Jahren Pandemie am 28. April wieder ein persönliches Treffen mit so vielen neugierigen Heranwachsenden im Abgeordnetenhaus von Berlin stattfand.
Nach einer Führung durchs Haus, einem Mittagessen mit unserem Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh und einem politischen Quiz stellte ich mich, gemeinsam mit Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse, den Fragen von 24 wissbegierigen Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren. Wie unsere Arbeit als Abgeordnete und Senatorinnen im Alltag aussieht, wollten sie erfahren, ebenso, wer unsere Kleider auswählt (wir selbst) oder ob man im Plenum auch private Nachrichten empfangen und tippen darf. Dass ich in 15-stündigen Sitzungen durchaus schon erlebt habe, dass jemand kurz einnickt, sorgte für allgemeine Erheiterung. Als ich schilderte, dass ich nach vielen Jahrzehnten die erste Frau an der Spitze der Berliner Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport bin, ging ein leises Raunen durch die Runde. Mir selbst wird dies täglich bewusst, wenn ich auf dem Weg zu meinem Büro an den Porträts der früheren Innensenatoren vorbeigehe – allesamt Männer. Mit meiner Geschichte möchte ich Mädchen Mut machen und ihnen zeigen: Ihr könnt alles erreichen.
Es ist sehr wichtig, dass so bald wie möglich Schlüsselpositionen in Politik, Forschung und Wirtschaft zur Hälfte von Frauen besetzt sind. Ich möchte junge Mädchen ermutigen, den Raum einzunehmen, der ihnen zusteht. Und wer weiß, vielleicht saßen mir heute Entscheiderinnen und erfolgreiche CEOs von morgen gegenüber, vielleicht war unter ihnen unsere zukünftige Bundespräsidentin oder eine Nobelpreisträgerin. Oder einfach Mädchen, die sich selbstverständlich Berufe zutrauen, in denen sie bisher noch in der Minderheit wären.